Kreuzbandriss
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Kreuzbandriss

Kreuzbandriss - Symptome, Diagnose, Operationsmethoden

 

Kreuzbandriss – Was ist das?

Das Kniegelenk (lat. Articulatio genus) ist das Verbindungsgelenk zwischen Ober-(Femur), Unterschenkel (Tibia) und Kniescheibe (Patella) am Hinterbein.

Die Kreuzbänder haben die Aufgabe, das Knie zu stabilisieren, sie sorgen für die Festigkeit nach vorne und hinten. Es gibt ein vorderes und ein hinteres Kreuzband. Ursache des teilweisen (partiellen) oder vollständigen Risses (Ruptur) sind Beinfehlstellungen, Unfälle, Übergewicht, eine Kniescheibenluxation (lat.: luxare – verrenken; Umgangsprachlich – auskugeln), aber auch Vorschädigungen der Bandstruktur. Durch den Riss kommt es zu einer Instabilität des Knies, was zu Entzündungserscheinungen, Schäden am Gelenksknorpel, einer Kapselfibrose (Kapsel = Gelenkkapsel; Fibrose = Kollagenfaservermehrung), Schäden an den Menisken und Zubildungen am Knochen (Arthrosen) führen kann.

Grundsätzlich können Hunde jeden Alters und aller Rassen betroffen sein, meist handelt es sich aber um Hunde großer Rassen. Inzwischen ist bekannt, dass durch eine steil stehende Gelenkfläche des Unterschenkels eine Veranlagung zum Kreuzbandriss besteht. Es entsteht eine Überbelastung des Bandes die immer weiter zunimmt und mit der Zeit z.B. durch eine falsche Bewegung ein Riss entsteht. Hier wäre eine Gelenksumstellung zum Beispiel die TTA (siehe unten) die Methode der Wahl.

Durch Muskelverspannungen und Abwehrbewegungen kann die Diagnose schwierig sein. Um andere Ursachen auszuschließen, sollte man ein Röntgenbild der knöchernen Strukturen des Knies anfertigen lassen.

Bei Hunden, die weniger als 10 kg wiegen, ist es möglich eine Ausheilung durch entzündungshemmende Medikamente und viel Ruhe zu erreichen. Doch in den meisten anderen Fällen ist eine Operation unumgänglich.

 

Ein typisches Anzeichen für einen Kreuzbandanriss ist eine Lahmheit des betroffenen Beines, die mal mehr und mal weniger sichtbar ist, dann, meist nach einer Drehung oder ähnlichem beim Spielen, zu einer hochgradigen Lahmheit wird – das Band ist gerissen. Für einige Tage bleibt der Zustand so, danach wird das Bein wieder belastet – was häufig als Heilung gedeutet wird. Doch nach Belastung kehrt die Lahmheit zurück. Beim Sitzen wird das betroffene Bein meist weggestreckt, da das Beugen des Knies Beschwerden verursacht.

Abbildung: Das Kniegelenk des Hundes (aus "Fossum: Small Animal Surgery", Mosby Verlag, 1997): Ansicht von vorne.

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In der Mitte sind das vordere (Cranial cruciate ligament) und das hintere (Caudal cruciate ligament) Kreuzband zu sehen. Quer zwischen Ober- und Unterschenkel liegen die beiden Menisken (Medial und Lateral Meniscus) sowie seitlich das äußere und innere Seitenband (ohne Bezeichnung).

 

Untersuchungsmethoden des Knies

  • Abtasten (Schmerzpunkte bei Verdacht auf Meniskus oder Bandverletzung)
  • Passive Bewegungsprüfung (Schubladentest – Test, ob sich Ober- und Unterschenkel gegeneinander verschieben lassen)
  • Pivot-Shift-Test – Überprüfung der Rotationsstabilität
  • Gangprobe
  • Röntgen
  • Ultraschall
  • Arthroskopie
  • Untersuchung im MRT (Magnet Resonanz Tomograph)

 

 

Operationsmethoden

  • Bandersatz künstlich oder mit Eigenmaterial
  • Extrakapsuläre Fixation Quelle 1)
  • OTT (over-the-top) Quelle 1)
  • TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomie) nach Slocum
  • TTA (Tibial Tuberosity Advancement)
  • TTO (Triple Tibial Osteotomy)

Bei der Wahl der Operationsmethode kommt es sehr stark auf das Gewicht des Hundes, aber auch auf Größe und Temperament an.

TTA (Tibial Tuberosity Advancement):

  • Ursächliche Behandlung über die Veränderung der Biomechanik
  • Geringe Traumatisierung
  • Osteotomie (Knochenschnitt) im nichttragenden Teil des Unterschenkels (Tibia)
  • Sehr frühe Belastung
  • Hervorragendes Resultat
  • Die bessere Alternative zur TPLO

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Quelle 2)

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Bild Quelle 2)

 

Diese Methode wurde von der chirurgischen Kleintierklinik der Universität Zürich von Prof. Montavon und Dr. Damur entwickelt. Sie berücksichtigt die Biomechanik, ist wenig invasiv und hat eine verschwindend geringe Komplikationsrate.

Bei der TTA wird ein gerader Knochenschnitt, nahezu senkrecht nach unten, im nichttragenden Teil des Unterschenkelknochens gemacht, das abgesägte Teil wird nach oben verlagert und mittels eines Abstandhalters aus Titan (Cage) in die richtige Position gebracht. Eine spezielle Platte sorgt für eine stabile Verbindung mit dem Unterschenkelknochen. Der entstandene Hohlraum dazwischen wird mit Spongiosa (siehe Begriffserklärung) aufgefüllt, die aus dem Operationsgebiet entnommen werden kann. Durch diese Operationsmethode werden die Kräfte zur Bewegung des Kniegelenks reduziert und im Gegensatz zur TPLO wird der Zug auf die Kniescheibensehne (Patellarsehne) verringert. Wodurch Entzündungen dieser Sehne vermieden werden. Außerdem ist die Gefahr einer Weichteilverletzung geringer als bei der TPLO.

Gerade bei arthrotisch veränderten Gelenken ist die TTA die Methode der Wahl, da sie die Reibung des Oberschenkels gegen den Unterschenkel vermindert.

 

Ein weiterer Vorteil der TTA ist, dass die meisten Hunde schon am ersten Tag nach der Operation auf dem operierten Bein laufen. Schon nach der 10. Woche ist eine uneingeschränkte Belastung möglich.

Eine erneute Operation zur Entfernung der Implantate ist nicht notwendig, da diese aus Titan bestehen.

Bei den herkömmlichen Operationsmethoden des Kreuzbandrisses (außer der TPLO) wird nur das Band ersetzt, nicht aber die Ursache beseitigt.

 

Dauer der OP: ca. 2 Stunden

Kosten: ca. 1000,-€ netto

Quelle 2)

 

TTO (Triple Tibial Osteotomy)

Diese Operationsmethode basiert auf den Arbeiten von Slocum (TPLO), Tepic und Montavon (TTA). Sie wurde von Dr. Warrick Bruce in Australien entwickelt, der damit einigen der Nachteile der Slocum TPLO, der Montavon TTA und der „closing wedge“ TPLO entgegenwirken wollte. Auch hierbei geht es darum, die auf die Patellarsehne (Kniescheibensehne) wirkenden Scherkräfte durch Berücksichtigung der Biomechanik zu verringern.

 

Vorteile gegenüber der Slocum TPLO

  • Es werden keine teuren und unwirtschaftlichen Werkzeuge gebraucht
  • Flache Klingen verursachen weniger Hitze und Komplikationen
  • Die Methode stellt sicher, dass das Tibiaplateau im Rechten Winkel zum Patellarband steht
  • Die TTO Werkzeuge verursachen nur minimale Abweichungen

 

Vorteile gegenüber der Keil-Osteotomie

  • Die Tibia wird nicht verkürzt
  • Die Umstellung verhindert den Zug auf das Kniescheibenband, da der Tibiakamm intakt bleibt.
  • Die Methode macht keine 8er touren Draht mehr notwendig, um dies zu neutralisieren

 

Vorteile gegenüber der TTA

  • Verursacht keine große Verletzung im Tibiakamm, der ein teures Titanimplantat zum Schutz notwendig macht

Quelle 6)

 

Bei der TTO werden die Vorteile der TTA und der TPLO in einer Methode vereint. Es wird ein nicht komplett durchgehender, senkrechter Knochenschnitt im vorderen Teil der Tibia (Unterschenkel) gemacht. Dieses Knochenstück wird abgespreizt und im hinteren Teil der Tibia ein keilförmiges Stück herausgesägt (siehe Zeichnung). Nun wird der Spalt zusammengedrückt, der vordere Teil wieder in seine ursprüngliche Stellung gebracht und mit einer TPLO Platte angeschraubt.

 

Diese Operationsmethode ist besonders für ruhige Hunde geeignet, da das Heraussägen des Keils eine vorübergehende Schwachstelle schafft, die durch eine stärkere Belastung in der Heilungsphase brechen kann.

 

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Zeichnung TTO TTO am Modell

Quelle: 6)

 

Dauer der Operation: ca. 2 Stunden

Kosten:

 

TPLO (Tibia Plateau Leveling Osteotomie):

Diese Methode wurde von Barclay Slocum, Eugene, Oregon USA entwickelt und wird seit 1998 in Deutschland von autorisierten Tierärzten angewandt.

Auch bei der TPLO wird die Biomechanik des Kniegelenks verändert. Es wird ein bogenförmiger Knochenschnitt im Schienbeinkopf (tragender Teil der Tibia) gemacht und das ausgesägte Knochenstück so gekippt, dass keine Kräfte mehr auf das vordere Kreuzband wirken, und mittels einer speziellen TPLO-6-Loch-Platte in seiner neuen Position befestigt.
Quelle 3)

Hierbei ist der Nachteil, dass bei der Durchtrennung Nerven und Gefäße leicht beschädigt werden können.

OTT: Körpereigenes Bindegewebe z.B. ein Stück aus der Partellarsehne (Kniescheibensehne) wird als Bandersatz implantiert.
Quelle 1)

 

Extrakapsuläre Fixation: Kunststofffäden werden außerhalb des Gelenkkapselbereichs zur Stabilisierung des Kniegelenks als Bandersatz eingesetzt.
Quelle 1)

 

Physiotherapie nach der Operation, unabhängig von der angewandten Methode, ist sehr vorteilhaft, um einen weiteren Muskelabbau zu vermeiden.

Hier findet man qualifizierte Physiotherapeuten: www.tierphysiotherapie.de

 

Begriffserklärung:

Biomechanik Die Biomechanik befasst sich mitFunktionen und Strukturen von Bewegungsapparat und Bewegungen von biologischen Systemen. Quelle 4)

 

Invasiv Im medizinischen Bereich werden Methoden als „invasiv“ bezeichnet, bei denen in den Körper eingedrungen wird.

 

Osteotomie Definition: Unter diesem Begriff versteht man die Durchtrennung von Knochen bzw. die Entfernung eines Knochenfragments.

 

Spongiosa von lateinisch: spongia – Schwamm. Ist ein im Innenraum des Knochens schwammartiges System, das aus feinen Knochenbälkchen besteht. In den Hohlräumen befindet sich Knochenmark. Quelle 5)

 

Traumatisierung von griech. Trauma – Wunde. Verletzung.


Quellen: 1) Kleintierklinik Frankfurt; 2) Tierklinik Heidelberg; 3) Tierklinik Kasa;

4) Wikipedia; 5) Doccheck Flexicon; 6) www.vetinst.com

 

Bei Fragen zu diesem Thema kann man mich gerne anmailen

C.Pier@gmx.de

 

Dieser Beitrag wurde von Carola Pier geschrieben und zur Verfügung gestellt. Alle Rechte liegen bei Carola Pier.

 

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